PM Kulturpolitischer Sprecher Fritz Güntzler (MdB) diskutiert Herausforderungen der Kulturförderung in Stadt und Landkreis Göttingen

Am 4. September 2024 hatte der Fraktionsvorsitzende der CDU im Kreistag, Andreas Körner, Vertreterinnen und -vertretern aus dem Kulturbereich sowie der CDU-Politik aus Stadt und Landkreis Göttingen zum „Runden Tisch Kultur“ der CDU-Kreistagsfraktion eingeladen und sprach seine Freude über die mit 40 Gästen große Resonanz im Foyer des Jungen Theaters Göttingen aus. Der kulturpolitische Sprecher der CDU-Fraktion, Fritz Güntzler, MdB, moderierte den Austausch und eröffnete die Veranstaltung mit einer kritischen Bestandsaufnahme der aktuellen Lage der Kulturförderung in Stadt und Landkreis Göttingen und übergab das Wort an den „Hausherren“, den Intendanten Nico Diedrich.

Das Junge Theater Göttingen steht am neuen Standort in der Göttinger Bürgerstraße vor erheblichen wirtschaftlichen Herausforderungen, trotz der Zuschüsse von Stadt und Landkreis. „Wir haben hier ein massives Problem: Die Zuschauerzahlen sind von ursprünglich 40.000 auf 20.000 gesunken, die neuen Räumlichkeiten bieten ein Drittel weniger Plätze.“ Erst 2026 soll das Junge Theater wieder ins Otfried-Müller-Haus in Göttingen einziehen. Mit Aufführungen in mehr als 15 Spielorten im Landkreis versucht das Theater, sein Publikum zu erreichen, allerdings ist die Personalsituation angespannt. „Die Mitarbeiter arbeiten am Limit, statt 200 spielen sie nun 300 Aufführungen im Jahr“, fasste Intendant Diedrich die Probleme zusammen. Aktuell bereitet sich das Theater auf die Einführung eines Stundenlohns von 15 Euro vor, was weitere finanzielle Belastungen mit sich bringt. Dies unterstreicht auch Erich Sidler, Intendant des Deutschen Theaters Göttingen: „Die Probleme rund um den Sanierungsstopp vom Deutschen Theater sind bekannt, aktuell beschäftigt uns auch der Mindestlohn im künstlerischen Bereich, bei uns gibt es sieben Stellen, die da zu Buche schlagen.“ Frau Tiedemann vom Kultur- und Veranstaltungszentrum Musa e.V. sprach die Unsicherheit und Intransparenz im Fördersystem an: „Es macht müde, stets um die Existenz kämpfen zu müssen und sich zu fragen, wie machen wir jedes Jahr weiter? Dieser Druck ist schwer auszuhalten.“ Lars Wätzold von der Göttinger Comedy-Company lobte die unkomplizierte Förderpraxis des Landkreises: „Es ist möglich, unkompliziert mit Einzelanträgen Fördermittel bis zu 4000 Euro zu erhalten. Wünschenswert wäre jedoch, diese Mittel auf mehrere Anträge aufzuteilen.“ Die Kulturschaffenden forderten klare Vorgaben und Kriterien für die Förderfähigkeit von Projekten, um eine nachhaltigere Planung zu ermöglichen.

Harm Adam, Finanzpolitischer Sprecher der CDU-Kreistagsfraktion, betonte, dass die Begrenzung der Ausgaben für freiwillige Leistungen im Landkreishaushalt bei defizitärem Haushalt bei nur 1,5 Prozent liegt, was den Landkreis aufgrund aktueller Prognosen zeitnah erreichen wird. „Es ist eine große Herausforderung, die Ausgaben in diesen engen Grenzen zu halten und gleichzeitig alle kulturellen Einrichtungen, Projekte und Veranstaltungen zu unterstützen“, so Adam.

Wibke Güntzler, stv. Vorsitzende der CDU-Stadtratsfraktion Göttingen und kulturpolitische Sprecherin, betonte die Bedeutung der Institutionen: „Die Einrichtungen müssen auch in den kommenden Jahren erhalten bleiben, trotz der angespannten Haushaltssituation der Stadt Göttingen. Zusätzliche Mittel sind allerdings bei der aktuellen Finanzlage kaum realisierbar.“ Sie verwies darauf, dass die Haushaltsberatungen gerade erst begonnen haben.

Die Forderung nach einem gemeinsamen Kulturentwicklungsplan von Stadt und Landkreis wurde mehrfach geäußert, um Synergien besser zu nutzen und die Kulturförderung transparenter und effektiver zu gestalten. Fritz Güntzler nahm diesen Vorschlag auf und merkte an: „Es fehlt der rote Faden in der Förderung. Wir müssen die Kulturentwicklung in Stadt und Landkreis stärker verzahnen.“

Insgesamt zeigte sich bei der Veranstaltung eine breite Übereinstimmung darüber, dass Kultur ein wesentlicher Bestandteil der Gesellschaft ist und gefördert werden muss. Allseits unterstrichen wurden die demokratiefördernden Eigenschaften der Kultur, dies sei gerade jetzt wesentlich, angesichts der gesellschaftlichen Entwicklung. Im Ländervergleich schneidet Niedersachsen äußerst schlecht ab. Aktuellste Zahlen liefert der Kulturfinanzbericht 2022, laut dem die Pro-Kopf-Ausgaben für Kultur bei durchschnittlich 127,40 € liegen. Niedersachsen steht im Ländervergleich auf dem vorletzten Platz und weist mit Ausgaben von 85,44 € mit die geringsten Kulturausgaben je Einwohnerin und Einwohner auf. „Dies könne nicht unser Anspruch sein“, meinte Güntzler und fasste mit dem Blick auf die Region zusammen: „Wir brauchen klare Strukturen und eine verlässliche Förderung, um die vielfältige Kulturlandschaft im Landkreis Göttingen und der Stadt zu erhalten“. Die Veranstaltung endete mit dem Appell an die Politik, die Kultur in den Haushaltsverhandlungen stärker zu berücksichtigen und die Förderkriterien klarer zu definieren. „Die Kulturvertreter sollen lauter werden für ihr Angebot. Sie müssen die Politik antreiben, um gemeinsam Lösungen zu finden“, so Güntzler abschließend.

gez.

Fritz Güntzler, MdB

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